demenz hilfsmittel

Was ist ein Pflegetagebuch (Pflegeprotokoll)?

Was ist ein Pflegetagebuch (Pflegeprotokoll)?

Ein Pflegetagebuch ist ein nützliches Instrument für pflegende Angehörige und professionelle Pflegekräfte, um den Pflegebedarf und die erbrachten Pflegeleistungen systematisch zu dokumentieren. Es dient als Nachweis für Pflegekassen und ist oft entscheidend für die Einstufung in einen Pflegegrad. Dieser bestimmt wiederum den Umfang an Hilfsmitteln und finanzieller Unterstützung. In diesem Blogbeitrag erläutern wir, was ein Pflegetagebuch ist, warum es wichtig ist, und geben praktische Tipps, wie man ein solches Tagebuch richtig führt.

Was ist ein Pflegetagebuch?

Ein Pflegetagebuch ist ein detailliertes Dokument, in dem sämtliche pflegerischen Tätigkeiten, die für eine pflegebedürftige Person erbracht und aufgezeichnet werden. Es enthält Informationen über den Zeitaufwand und die Art der Pflege, die tägliche Routine sowie besondere Vorkommnisse oder Veränderungen im Gesundheitszustand des Pflegebedürftigen. Die Hauptbestandteile eines Pflegetagebuchs sind:

  • Tägliche Pflegetätigkeiten: Körperpflege, Ernährung, Mobilität, Haushaltsführung und andere Betreuungsleistungen.
  • Zeitaufwand: Genauigkeit bei der Erfassung der Zeit, die für jede Pflegetätigkeit benötigt wird.
  • Besondere Ereignisse: Änderungen im Gesundheitszustand, besondere Vorkommnisse oder außergewöhnliche Pflegebedürfnisse.

Warum ist ein Pflegetagebuch wichtig?

Das Führen eines Pflegetagebuchs hat mehrere wichtige Vorteile:

  1. Nachweis für Pflegekassen: Es dient als Beleg für den tatsächlichen Pflegeaufwand, was entscheidend für die Einstufung in einen Pflegegrad und die entsprechende finanzielle Unterstützung ist.
  2. Transparenz und Überblick: Ein Pflegetagebuch hilft, den Überblick über die tägliche Pflege und den Gesundheitszustand des Pflegebedürftigen zu behalten.
  3. Planung und Organisation: Es erleichtert die Planung und Organisation der Pflege, insbesondere wenn mehrere Personen involviert sind.
  4. Rechtliche Absicherung: Im Falle von Streitigkeiten mit Pflegekassen oder anderen Institutionen kann ein gut geführtes Pflegetagebuch als rechtliche Absicherung dienen.

Wie schreibe ich ein Pflegetagebuch?

Das Schreiben eines Pflegetagebuchs erfordert Systematik und Genauigkeit. Hier sind einige Schritte und Tipps, um ein effektives Pflegetagebuch zu führen:

1. Vorbereitung und Material

Besorgen Sie sich ein geeignetes Notizbuch oder nutzen Sie digitale Tools, um die Einträge zu erfassen. Achten Sie darauf, dass das Tagebuch übersichtlich und leicht zugänglich ist.

2. Regelmäßige Einträge

Machen Sie tägliche Einträge, um sicherzustellen, dass keine wichtigen Informationen verloren gehen. Notieren Sie jede Pflegetätigkeit zeitnah, um die Genauigkeit der Angaben zu gewährleisten.

3. Struktur und Details
  • Datum und Uhrzeit: Jeder Eintrag sollte mit Datum und Uhrzeit versehen sein.
  • Pflegetätigkeiten: Beschreiben Sie detailliert jede ausgeführte Pflegetätigkeit (z.B. "Hilfe bei der Körperpflege: Waschen, Anziehen").
  • Zeitaufwand: Geben Sie an, wie viel Zeit jede Tätigkeit in Anspruch genommen hat.
  • Besondere Vorkommnisse: Notieren Sie besondere Vorkommnisse, Veränderungen im Gesundheitszustand oder außergewöhnliche Bedürfnisse.
    4. Kategorien und Bereiche

    Gliedern Sie das Pflegetagebuch in verschiedene Kategorien, um die Übersichtlichkeit zu verbessern. Mögliche Kategorien sind:

    • Körperpflege: Waschen, Anziehen, Toilettengänge.
    • Mobilität: Hilfe beim Aufstehen, Gehen, Treppensteigen.
    • Ernährung: Zubereitung von Mahlzeiten.
    • Medikamentengabe: Verabreichen von Medikamenten, Überwachung der Einnahme.
    • Haushaltsführung: Reinigung, Einkäufe, Wäsche.
    5. Formen der Hilfe

    Bei der Dokumentation der Pflegetätigkeiten empfiehlt es sich, den Grad der Selbstständigkeit in den jeweiligen Tätigkeiten mitzuerfassen. Dies können Sie mit folgenden Kürzeln tun:

    • (U) Unterstützung
    • (TÜ) Teilweise Übernahme
    • (VÜ) Vollständige Übernahme
    • (B) Beaufsichtigung
    • (A) Anleitung

    Beispiel-Eintrag:

    Hier ist ein Beispiel, wie ein typischer Eintrag im Pflegetagebuch aussehen könnte:
    Datum: 15. Juni 2024

    • 08:00 - 08:30 Uhr: (VÜ) Körperpflege (Waschen und Anziehen) - 30 Minuten
    • 08:30 - 09:00 Uhr: (TÜ) Frühstück zubereiten und Unterstützung bei Essensgabe- 30 Minuten
    • 09:00 - 09:15 Uhr: (A) Medikamentengabe (Blutdruckmedikament) - 15 Minuten
    • 10:00 - 10:30 Uhr: (B) Spaziergang im Garten - 30 Minuten
    • 12:00 - 12:30 Uhr: (TÜ) Mittagessen zubereiten und Unterstützung bei Essensgabe - 30 Minuten
    • 13:00 - 13:15 Uhr: (TÜ) Unterstützung beim Toilettengang - 15 Minuten
    • 14:00 - 14:15 Uhr: (A) Medikamentengabe (Schmerzmittel) - 15 Minuten
    6. Überprüfung und Anpassung

    Überprüfen Sie regelmäßig die Einträge und passen Sie die Struktur des Pflegetagebuchs bei Bedarf an. Möglicherweise ändern sich die Pflegebedürfnisse im Laufe der Zeit, was eine Anpassung der Dokumentation erforderlich macht.

    7. Zusammenarbeit mit Pflegefachkräften

    Wenn professionelle Pflegekräfte in die Pflege involviert sind, arbeiten Sie eng mit ihnen zusammen und stimmen Sie die Einträge im Pflegetagebuch ab. Dies stellt sicher, dass alle relevanten Informationen erfasst werden und die Pflege koordiniert abläuft.

    Pflegetagebuch bei Demenz

    Gerade bei Pflegebedürftigen mit einer Demenzerkrankung ist die Dokumentation von Unterstützungsmaßnahmen sowie Auffälligkeiten bzw. Veränderungen im Verhalten des Pflegebedürftigen als Vorbereitung für eine MDK-Prüfung wichtig. Wenn die demenzerkrankte Person bei dem Tag der Prüfung einen „guten Tag“ hat, hilft das Heranziehen der Dokumentation und das Heranziehen von Beispielsituationen bei der richtigen Einschätzung des Pflegegrads. Demenz hat keinen linearen Krankheitsverlauf. Es kann also vorkommen, dass Demenzerkrankte an manchen Tagen psychisch und kognitiv fitter sind.

    Fazit

    Ein Pflegetagebuch ist für Angehörige als auch für Pflegekräfte ein geeignetes Instrument zur Erfassung von Hilfen für pflegebedürftige Personen. Es unterstützt die Dokumentation des Pflegeaufwands, dient als Nachweis für Pflegekassen und hilft, den Überblick über die täglichen Pflegeaktivitäten zu behalten. Durch eine systematische und detaillierte Führung des Pflegetagebuchs können pflegende Angehörige und Pflegekräfte sicherstellen, dass die Pflegebedürftigen die bestmögliche Betreuung erhalten. Ein kontinuierlich geführtes Pflegetagebuch kann bei der MDK-Prüfung (Einstufung in Pflegegrad) herangezogen werden, um den Verlauf der Unterstützungen und ggfs. Veränderungen im Pflegebedarf des Pflegebedürftigen zu belegen.


    Quellen:

    [1] - https://www.sovd.de/fileadmin/bundesverband/pdf/broschueren/pflege/SoVD-Pflegetagebuch-barrierefrei.pdf
    [2] - https://md-bund.de/fileadmin/dokumente/Publikationen/SPV/Begutachtungsgrundlagen/BRi_Pflege_29092023.pdf
    [3] - https://www.jade-hs.de/fileadmin/gleichstellung/downloads/Familienfreundliche_Hochschule/AOK_Pflegetagebuch-1.pdf