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Der Mini-Mental-Status-Test (MMST) zur Erkennung von Demenz

Der Mini-Mental-Status-Test (MMST) zur Erkennung von Demenz

1) Ziel des Tests

Der Mini-Mental-Status-Test (MMST) ist ein wichtiges Instrument zur Früherkennung und Überwachung von Demenz. Sein Ziel ist es, kognitive Beeinträchtigungen zu identifizieren und den Schweregrad der Beeinträchtigung zu bewerten. Der Test wurde 1975 von Marshal F. Folstein u.a. entwickelt. Neben dem Mini-Mental-Status-Test gibt es noch folgende weitere Tests (Siehe Abbildung 1), die zur Früherkennung von Demenz eingesetzt werden. Weitere gängige Standardtests sind folgende:

  • DemTect
  • Depressionsabgrenzung (TFDD) – zur Abgrenzung von Depression
  • Montreal Cognitive Assessment Test (moCA)

In Abbildung 1 sind Demenz-Erkrankungen und die passenden Testverfahren zur Erkennung spezifischer Demenzarten aufgelistet. Es gibt also Tests, die spezifischere Aussagekraft über die Art der Demenz liefern können. 


2) Durchführung

Der MMST ist ein einfacher Test, der aus verschiedenen Fragen und Aufgaben besteht, die die kognitiven Funktionen des Patienten bewerten. Typischerweise beinhaltet er Fragen:

  • zur Orientierung (z. B. nach dem aktuellen Datum oder dem Ort) 
  • zur Merkfähigkeit (z. B. Wiederholen einer Reihe von Wörtern) 
  • Ausführung von Aufgaben (z. B. Zeichnen einer Uhr). 

Die Gesamtpunktzahl des Tests variiert in der Regel zwischen 0 und 30 Punkten. Eine höhere Punktzahl weist auf eine bessere kognitive Funktion hin. Im Folgenden wird eine Variante des Mini-Mental-Status-Test vorgestellt, welche im deutschsprachigen Raum (unter anderem auch in Hausarztpraxen) eingesetzt wird:


Aufgabe 1: Orientierung (siehe [1])

Stellen Sie der Testperson die Fragen und notieren Sie die Antworten. Um die Auswertung können Sie sich später kümmern. Sprechen Sie deutlich, bleiben Sie freundlich und üben Sie keinen Druck aus.

  1. Welches Datum ist heute?
  2. Welche Jahreszeit haben wir gerade?
  3. Welches Jahr haben wir?
  4. Welcher Wochentag ist heute?
  5. Welcher Monat ist gerade?

Ab der sechsten Frage geht es um den aktuellen Aufenthaltsort. Es geht konkret darum, ob die Person weiß, wo sie sich gerade befindet.

  1. In welchem Bundesland befinden wir uns?
  2. In welchem Landkreis/welcher Stadt befinden wir uns?
  3. In welcher Stadt/in welchem Stadtteil befinden wir uns?
  4. In welchem Krankenhaus/welcher Pflegeeinrichtung sind wir?
  5. In welcher Station/welchem Stockwerk/Wohnbereich/welcher Etage sind wir?

Aufgabe 2: Merkfähigkeit

Fragen Sie die Testperson, ob sie mit einem kleinen Gedächtnistest einverstanden ist. Sie soll sich drei Begriffe merken. Nennen Sie die Begriffe laut und deutlich. Danach hat die Testperson sechs Versuche, um alle drei Begriffe zu wiederholen. Jeder korrekt genannte Begriff gibt einen Punkt.

  1. Apfel
  2. Cent
  3. Tisch

Aufgabe 3: Aufmerksamkeit und Rechenfertigkeit

Die Testperson soll angefangen bei 100 fünfmal in Folge 7 abziehen. Jeder einzelne Rechenschritt wird gewertet und für jede richtige Rechnung gibt es einen Punkt.

  1. Richtige Antwort: 93        (100 – 7 = 93)
  2. Richtige Antwort: 86       (93 – 7 = 86)
  3. Richtige Antwort: 79       (86 – 7 = 79)
  4. Richtige Antwort: 72       (79 – 7 = 72)
  5. Richtige Antwort: 65       (72 – 7 = 65)

Alternativ zum Rechnen kann die Person auch das Wort „S-T-U-H-L“ rückwärts buchstabieren. Jeder richtige Buchstabe an der richtigen Stelle gibt einen Punkt.


Aufgabe 4: Erinnerungsfähigkeit

Die Testperson soll jetzt noch einmal die drei Begriffe nennen, die sie sich in Aufgabe 2 merken sollte. Im Idealfall weiß die Person vorher nicht, dass die Begriffe jetzt ein zweites Mal abgefragt werden. Für jede richtige Antwort gibt es wieder einen Punkt.

  1. Apfel
  2. Cent
  3. Tisch

Aufgabe 5: Sprache

Sie benötigen nun den Stift und die (Armband-)Uhr. Zeigen Sie diese Gegenstände jeweils der Testperson und fragen Sie: “Was das ist?”

  1. Was ist das? Armbanduhr benennen
  2. Was ist das? Bleistift/Kugelschreiber benennen
  3. Nachsprechen des Satzes „Kein wenn und oder aber“

Wiederholen Sie den Satz höchstens dreimal. Die Person muss genau diesen Satz wiederholen und hat dafür nur einen Versuch. Wenn sie die Redewendung „Kein Wenn und Aber“ benutzt, ist dies falsch.


25. – 27. Kommandos befolgen

    Die Person erhält ein Blatt Papier und dazu nacheinander drei Kommandos, die Sie nur einmal wiederholen. Es gibt einen Punkt für jedes Kommando, das korrekt befolgt wird.

    1. „Nehmen Sie bitte das Blatt Papier.“
    2. „Falten Sie es bitte in der Mitte.“
    3. „Lassen Sie es auf den Boden fallen.“

    1. Schriftliche Anweisungen befolgen:

    Schreiben Sie auf ein Blatt Papier die Anweisung „AUGEN ZU“ zeigen Sie es der Testperson und prüfen Sie, ob sie darauf reagiert und die Augen schließt. Die Buchstaben müssen so groß sein, dass sie auch bei eingeschränktem Sehvermögen noch gut lesbar sind. Es gibt einen Punkt, wenn die Anweisung befolgt wird.


    1. Mündliche Anweisung „Schreiben Sie bitte irgendeinen Satz!“

    Es wird kein Satz diktiert, die Testperson muss spontan irgendeinen vollständigen Satz schreiben. Der Satz sollte mindestens aus Subjekt und Prädikat bestehen, also zum Beispiel „Ich gehe“. Grammatik oder Interpunktion sind nicht wichtig.


    1. Fünfecke nachzeichnen 

    Auf einem Blatt Papier sind zwei sich überschneidende Fünfecke dargestellt. Die Testperson soll diese so exakt wie möglich nachzeichnen. Dabei muss sie explizit alle zehn Ecken und die Überschneidung darstellen. Es spielt aber keine Rolle, ob die Linien ganz gerade sind oder die richtige Länge haben.


    3) MMST Auswertung

    Zur Auswertung zählen Sie für jede richtig beantwortete Aufgabe einen Punkt und werten das Ergebnis anhand dieser Skala aus. 

    Gesamtpunktzahl

    Ergebnis unter Vorbehalt

    30 bis 27 Punkte

    Keine Demenz

    26 bis 20 Punkte

    Leichte Demenz

    19 bis 10 Punkte

    Mittelschwere Demenz

    0 bis 10 Punkte

    Schwere Demenz


    4) Was beachtet werden muss

    Natürlich können Sie den Test selbst bei Angehörigen und Bekannten durchführen lassen. Grundsätzlich wird empfohlen den Test zusätzlich durch medizinisch-psychologisches Personal durchführen zu lassen (wie zum Beispiel beim Hausarzt). Bei der eigenständigen Durchführung des Tests sollte beachtet werden, dass die Person Ihre Defizite bei der Beantwortung der Fragen unmittelbar spürt (als Reaktion könnte daraufhin eine Verweigerung der Beantwortung weiterer Fragen erfolgen). Klären Sie die Person im Vorhinein gründlich und ausführlich darüber auf, welchen Sinn und Zweck der Test hat (Messung der kognitiven Beeinträchtigung). Ebenfalls ist zu vermerken, dass die Sensitivität dieses Verfahrens bei leichtgradiger Demenz begrenzt ist (es kann also faktisch bereits eine Demenz bei der Person vorliegen und das Testergebnis fällt positiv in Bezug auf die kognitive Leistungsfähigkeit aus). Ein weiterer Grund, warum der Test in jedem Fall erneut und am besten durch medizinisches Personal durchgeführt werden sollte, ist der Einbezug weiterer Informationen (auch Anamnese genannt) wie zum Beispiel:

    • Soziokultureller Hintergrund
    • Ausbildungsgrad
    • Besondere Fähigkeiten
    • Früheres Leistungsniveau
    • Sprachkompetenz
    • Sensorische Fähigkeiten
    • Psychiatrische oder körperliche Erkrankungen

    1. Fazit

    Der Mini-Mental-Status-Test ist ein wertvolles Instrument zur Früherkennung von Demenz und zur Überwachung des Krankheitsverlaufs. Indem er verschiedene kognitive Funktionen prüft, kann er dazu beitragen, potenzielle Probleme frühzeitig zu identifizieren und eine angemessene Behandlung einzuleiten. Allerdings sollte der Test nicht isoliert betrachtet werden, sondern als Teil eines umfassenderen Ansatzes zur Diagnose und Behandlung von Demenz. 



    Quellen:

    [1] - https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/diagnose/psychometrische-tests/mmst/

    [2] - https://www.pflege.de/krankheiten/demenz/test/mmst/

    [3] - Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN) & Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN): S3-Leitlinie "Demenzen" (2016)

    [4] - www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/038-013l_S3-Demenzen-2016-07.pdf (letzter Abruf am 14.05.2024)