Demenz beginnt unscheinbar, ganz subtil. Wir erkennen sie bei den Betroffenen meist erst spät oder gestehen uns oft erst dann ein, dass ein uns nahestehender Mensch daran leidet, wenn er nicht mehr wiederzuerkennen ist. Wie erkennen wir Demenz frühzeitig und wie können wir unsere Nächsten unterstützen?
Die Stadien der Demenz
Den Verlauf einer Demenzerkrankung in Stadien zu unterteilen, ist oft nicht einfach, da sich verschiedene kognitive Fähigkeiten bei Erkrankten unterschiedlich schnell abbauen. Außerdem ist das Fortschreiten nicht immer gleich schnell und kann schubartig auftreten. Grundsätzlich kann man zwischen leichter, mittelgradiger und schwerer Demenz unterscheiden [1].
Im Anfangsstadium der leichten Demenz wird die betroffene Person vergesslicher, verlegt Dinge und es fällt zunehmend schwer, den Alltag zu organisieren. Die Frustration darüber kann zu emotionalen Veränderungen bei den Betroffenen führen. Sie werden unsicherer, reagieren gereizt, verärgert oder verlieren gar ihren Antrieb und ziehen sich zurück. Zu erkennen, wann genau die Demenz beginnt, ist schwer, denn viele Menschen sind im Alter von einer leichten Vergesslichkeit betroffen. Es ist wichtig, frühzeitig darauf zu achten, ob sich der Zustand der erkrankten Person verschlechtert (ein einfacher Selbsttest ist der Uhrentest). Wenn der Demenzerkrankte ihren Alltag nicht mehr selbst organisieren kann, benötigt sie dabei Unterstützung und kann im schlimmsten Fall eine Gefahr für sich selbst werden.
Bei weiterem Fortschreiten der Krankheit werden die Symptome ausgeprägter. Ab diesem Zeitpunkt spricht man nun sicher von einer mittelgradigen Demenz. Neue Informationen schaffen es nicht über das Kurzzeitgedächtnis hinaus und die Person beginnt, alltägliche Abläufe wie das Bekleiden, Körperhygiene und die Nahrungsaufnahme zu verlernen.
Im Endstadium verliert die erkrankte Person neben ihren motorischen auch ihre vegetativen Fähigkeiten. Sie kann nicht mehr gehen oder sitzen, sie kann nicht mehr selbst essen, wird inkontinent und verlernt das Sprechen.
In der Pflegepraxis wird oft das 7-Phasen Modell von Barry Reisberg herangezogen [2], das das Fortschreiten der Demenz etwas feiner unterteilt.
STADIUM |
BESCHREIBUNG/DIAGNOSE |
STADIENDAUER |
---|---|---|
1 |
Normal |
– |
2 |
Subjektive Beschwerden (leichte Vergesslichkeit) |
– |
3 |
Arbeitskollegen oder Familie bemerken eine reduzierte Arbeitsleistung; Schwierigkeiten, sich an fremden Orten zurecht zu finden |
7 Jahre |
4 |
Verminderte Fähigkeiten komplexe Aufgaben durchzuführen (z.B. ein Abendessen für Gäste vorzubereiten, mit Geld umzugehen, einzukaufen, usw.) |
2 Jahre |
5 |
Selbständiges Überleben ohne Hilfe nicht gewährleistet, Probleme bei der Auswahl der Kleidung |
1.5 Jahre |
6 |
Verlust grundlegender Tätigkeiten des Alltags (Anziehen, Waschen, Toilettengang, Urinkontrolle, Darmkontrolle) |
2,5 Jahre |
7 |
Verlust der Sprache und der Psychomotorik |
6 Jahre und mehr |
Demenzentwicklung in sieben Stadien nach Barry Reisberg: 1984 [1]
Unterstützung von Demenzerkrankten im Frühstadium
Trotz des rasanten medizinischen Fortschrittes ist Demenz eine unheilbare Krankheit. Bei einer frühen Erkennung ist es möglich, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Sobald die ersten Anzeichen für eine Erkrankung auftreten, sollte schnellstmöglich ein Facharzt aufgesucht werden, der geeignete Maßnahmen treffen kann. Medikamente können teilweise Gedächtnisstörungen und Konzentrationsschwächen reduzieren und den Zustand stabilisieren. Des Weiteren können auch kognitives Training und logopädische Therapien dabei helfen, die geistigen Fähigkeiten der demenzerkrankten Person vorübergehend zu erhalten. Welche Therapien und Maßnahmen nötig sind, hängt von der Form der Demenz ab. Zusätzlich zur ärztlichen Behandlung sollten rechtliche Themen wie Betreuungsvollmächte und Vormundschaften frühzeitig geklärt werden und gegebenenfalls Pflegeleistungen beantragt sowie Betreuungsangebote wahrgenommen werden [3].
Zuletzt ist es wichtig zu klären, wo die demenzerkrankte Person bis zum Ende ihres Lebens wohnen wird. Denn für die betroffene Person ist es umso leichter, sich an eine neue Umgebung zu gewöhnen, je weniger fortgeschritten das Demenzstadium ist, in dem sie sich befindet [6]. Je früher also eine strukturierte Umgebung und Routinen für den Erkrankten geschaffen werden, desto besser [4]. Täglich verwendete Gebrauchsgegenstände wie Kleidung und Pflegeartikel sollten leicht zugänglich und auffindbar sein. Möbel und Einrichtungsgegenstände sollten schlicht sein und nicht aus zu vielen Winkeln und Schubladen bestehen. Einfache Rituale und Aktivitäten, die immer zur selben Tageszeit stattfinden, geben Sicherheit und Orientierung. Hilfsmittel wie große Wandkalender, Uhren oder Piktogramme können dabei helfen, dass sich die demenzerkrankte Person während der Aktivitäten besser zurechtfindet und selbstständig handeln kann [5].
Je früher solche Hilfsmittel eingesetzt werden und Routinen etabliert werden, desto länger kann die erkrankte Person im Rahmen dieser Stützen selbstständig handeln und den Alltag bestreiten.
Quellen:
[1] - https://demenz-portal.at/die-krankheit/krankheitsverlauf/
[2] - Reisberg, B. Functional Assessment Staging (FAST). Psychopharmacology Bulletin. 1988, 24: 653-659. 1984 by Barry Reisberg, M.D.
[3] - https://www.aok.de/pk/demenz/erkennen-und-behandeln/
[4] - https://www.pflege.de/krankheiten/demenz/umgang/
[5] - https://www.aok.de/pp/rh/pm/demenz-besser-verstehen/
[6] - https://www.wegweiser-demenz.de/wwd/alltag-und-pflege/wohnen/andere-wohnformen